Am 24. Januar 2022 ereignete sich an der Universität Heidelberg ein Amoklauf. Zwei Personen kamen dabei ums Leben, weitere wurden verletzt.
Ohne Worte. Sprachlos lässt mich ein Ereignis. Das Wort „Amoklauf“ kommt noch immer schwer über meine Lippen. Gedanken kreisen um ein Wort, um eine Tat, um einen Ort. Und doch ist all das nicht greifbar, nicht beschreibbar. Kategorien wie Täter und Opfer scheinen unzureichend. Sie können die Komplexität nicht erfassen. Manchmal hilft die Stille, mit der in dieser Woche jede Lehrveranstaltung beginnt. Manchmal die Musik, die meine Gedanken begleitet, während ich in der Peterskirche zur Ruhe komme. Manchmal hilft das Alleinsein, manchmal das Gespräch. Manchmal hilft das Weitermachen.
Aber ist das Weitermachen angebracht? Oder sollte nicht alles eine Pause machen? Aber wie lange sollte diese Pause gehen? Wann wäre das Weitermachen denn wieder angebracht? Scheinbar angebracht, weil Anderes all das überdeckt hat? Oder ist das Weitermachen ein Protest? Keine Zurückweisung der Geschehnisse, der Trauer oder der Wut, sondern ein bewusstes, schmerzvolles Annehmen. Eher ein Protest gegen das Gefühl allein gelassen zu sein. Ein Protest gegen Stimmen, die Trauer, Wut und Verzweiflung keinen Platz im Alltag zugestehen. Ein Protest, der die Zerbrechlichkeit des Lebens zwar wahrnimmt, aber sich nicht kampflos von ihr lähmen lässt.
Das Weitermachen ist viel mehr als ein Protest. Es gibt Struktur und Gemeinschaft, es gibt ein wenig Halt, wo einfach so weitermachen keine Option ist und weitermachen doch die einzige Möglichkeit ist, die bleibt. Weitermachen. Aber nicht einfach so.