Kategorien
Allgemein Protest

Wir beten

ACHTUNG: TRIGGERWARNUNG! In diesem Artikel geht es um psychische Erkrankungen oder Diskriminierungserfahrung. Bei manchen Menschen kann das negative Reaktionen hervorrufen. Bitte sei also achtsam und überspringe gegebenenfalls diesen Artikel, falls er dir nicht gut tut.

Ich bin da. Heute, hier. Im Gottesdienst. 
Ich bin Christ*, Glaubende* und dies ist meines Gottes Haus. Ich bin auch Mad, neuroqueer, chronisch suizidal und Raum voller Abweisung, Anklage und Bedrohlichkeit. Mein hier-sein, unselbstverständlich selbstverständlich. 

Gerade mein nicht-sein-können stellt mein in-diesem-Raum-sein-dürfen in Frage. Wir bitten für die Kranken*, die Verzweifelten*, die Hoffnungslosen*. Ich bitte für mich, für A, für F, für R und es ist nicht genug Zeit vor dem Amen. Wir beten vergib uns unsere Schuld“ und die Worte sind ausgesprochen so kurz, zu kurz, weil die Erinnerungen fluten und die Schuld, oh, die Schuld. Gott* weiß es eh, Gott* braucht die Worte nur vielleicht. Neben mir, vor mir, hinter mir steht und sitzt im Einklang Gemeinde*. 

Ich darf nicht schreien. 

Gott* war da, im Krankenhaus, hinter abgeschlossenen Türen und hat das Schreien angehört und die Stille getragen. 

Die Psy*Menschen haben nicht verstanden, wie Gott* sein kann, für mich Schöpfer*, Richter*, Osterlamm* und ich hier, suizidal. Weil mein Glaube nicht zu melken war für normativitäts-konformität, nutzlos. Kein Bett für Gott*.

Kein Platz in der Kirchenbank für wandelnde Tote*. Weil mein Überleben nicht inspirierend ist, weil mein Schaukeln und Erschrecken und Zerfallen nicht schön aussieht, weil ich nicht gesund-betbar bin. 
Weil es nicht von selber geschieht, dass Raum ist für Gemeinschaft* die das Normative sprengt. 

Ich bin da. Heute, hier. Im Gottesdienst. Ein stiller und nicht-so-stiller Protest. Zusammen beten wir. Ich glaube an Gott* und in diesen Worten steht die Ewigkeit.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert