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Erde

Im Glaubensbekenntnis heißt es, dass wir an den Schöpfergott glauben, welcher Himmel und Erde gemacht hat. Man sollte herausstellen, dass Himmel und Erde hier unterschieden werden.
Die Erde war im Anfang wüst und leer. So erzählt es die erste Schöpfungsgeschichte in Genesis 1. Dann wurden in einer zweiten Schöpfungserzählung (Gen 2) Adam und Eva geschaffen und von Gott in den Garten Eden gesetzt: „Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.“ (Gen 2,15) Nach dem Sündenfall vertrieb Gott sie aus dem Garten Eden. Nun mussten die ersten Menschen die Erde selbst bebauen und bewahren. Diese Erzählungen sind nicht historisch. Doch in ihnen kommt ein bestimmtes Verhältnis des Menschen zu seiner Welt zum Ausdruck.

Die Erde ist uns gegeben, damit wir sie bebauen. Ich glaube, dass es tatsächlich unsere Aufgabe ist, Landwirtschaft zu betreiben, Häuser zu bauen, junge Generationen zu erziehen und Kunstwerke zu schaffen. Sie ist uns auch gegeben, damit wir sie bewahren: Artenschutz genauso wie Denkmalschutz. Die Verbindung zwischen beiden Aspekten, bebauen und bewahren, ist das Erneuern. Die Forschung, die uns weiterbringt, die Renovierung von Gebäuden oder auch das Auswechseln von Altem gegen Neues fasse ich darunter. Unsere Aufgabe ist es, zu bebauen und zu bewahren. Und dies gilt für all die vielen Dinge auf der Erde gleichermaßen. So können wir den Boden fruchtbar machen, indem wir Getreide anbauen. Aber wir dürfen auch die Bodenschätze nicht gänzlich rauben, so dass die Erde einer Mondlandschaft oder einer Monokultur gleicht, sondern Naturschutzgebiete erhalten und sorgsam mit den natürlichen Ressourcen umgehen.

Unsere Zeit auf der Erde ist die irdische Zeit. Sie ist auf das Leben jeder einzelnen Person begrenzt, auch die Erde hat nur eine bestimmte Lebenszeit. Wir bekommen Kinder und ziehen sie groß, die nächste Generation tut dies erneut. Gleichermaßen sollten wir aber auch die Bauwerke unserer Vorfahren, unserer Großeltern und altertümlicher Kulturen erhalten, renovieren und schätzen lernen. Wir sollten die Errungenschaften der alten Generationen nicht einfach abtun und vernachlässigen, sondern nutzen und als wertvoll erachten.
Denn auf der Erde ist nicht nur Wasser und Land, das wir urbar machen. Auf der Erde sind vor allem auch die Menschen, die leben, die die Erde nutzen und sich frei entfalten wollen. Wir bauen uns nicht nur eine Erde, auf der wir leben wollen. Sondern auch eine Welt, in der wir leben wollen. Dies geschieht durch die Errichtung von Gemeinschaften und Miteinander, durch Sozialität. Sie lässt sich natürlich nicht wie ein Haus errichten, indem Mörtel und Steine aufeinandergeschichtet werden.

Schließlich ist auch die Gemeinschaft eine Aufgabe der Bebauung und Bewahrung. Für dieses Miteinander braucht es bestimmte Regeln und Gesetze, sowie einen guten Umgang miteinander. All das liegt in der Hand der Individuen und der Gesellschaft. Diese Dinge können wir bauen. Auch die menschliche Gemeinschaft ist eine Konstruktion, die von uns Menschen gemacht ist. Zusätzlich sollten wir sie auch bewahren. Die Werte und Traditionen unserer Gesellschaft, generational gewachsen, sind nicht nur da, um sich von ihnen abzugrenzen. Wir lernen durch sie, unsere eigenen Wege zu gehen, Hilfreiches in unser eigenes Tun und Handeln aufzunehmen, anderes eher abzugeben und beiseitezulegen. Werte sind etwas, auf das sich eine Gemeinschaft berufen kann, wenn das Zusammenleben in eine Krise gerät. Traditionen sind etwas, das uns verbindet mit anderen Menschen der gleichen Kultur, mit den Vorfahren und dem Nächsten. All diese Dinge sind uns nicht von Gott gegeben und als Konstanten da. Es ist unsere Aufgabe, sie einzurichten – zu bebauen, und sie fortzuführen – zu bewahren. Das ist etwas, das wir nur gemeinsam und in unserer vollen Menschlichkeit, unserer Sozialität und unserem Sein erfüllen.
Deshalb ist es unsere Aufgabe, einen lebenswerten, menschlichen, endlichen Ort auf Erden zu errichten. Aber nicht, den Himmel auf Erden zu errichten. In Offenbarung 21,1-8 wird eine andere Vorstellung von einem endzeitlichen Ort beschrieben: dieser Himmel wird nicht durch den Menschen gebaut und gemacht, sondern kommt von Gott. Es kann deshalb nicht eine menschliche Aufgabe sein, dass Paradies auf der Erde zu anzupflanzen. Ebenfalls nicht, möglichst VIEL zu bauen oder zu bewahren. Sondern wir müssen die Erde in dem Maße bebauen und bewahren, dass es gut für uns und für alle ist.

Ich glaube an einen Gott, der Himmel und Erde gemacht hat. Die Erde bebauen und bewahren wir Menschen. Das können wir nur gemeinsam und als die, die wir sind: Menschen auf der Erde. Den Himmel aber bereitet uns Gott.

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