Neulich hat meine Schwester mich gefragt, „glauben wir an eine Hölle?“.
Ich habe ihr geantwortet: „Höchstens an ‚die Hölle auf Erden‘ als Metapher für einen bestimmen Gefühls- und Lebenszustand, aber ‚Hölle‘ heißt eigentlich theologisch ‚ewige Gottverlassenheit‘ und wir glauben nicht, dass irgendwer chancenlos verlassen wäre. Andere christliche Konfessionen glauben hingegen an die Hölle als möglichen Ort für die Seele nach dem Tod. Viele Menschen haben sich in der Geschichte des Christentums sehr vor der Hölle gefürchtet.“
Das ist irgendwo sehr verständlich, denn die Hölle spielt im christlichen Mythos eine wichtige Rolle als Bild für Verlorenheit. Allerdings wendet sich schon der Mythos selbst gegen diese. Denn an Ostern feiern wir, dass „Christus die Tore der Hölle aufgebrochen und den Tod überwunden hat“, das bedeutet, dass in der Geschichte und in Wirklichkeit niemand mehr auf ewig darin gefangen sein soll. Also ist die Hölle als Ort, vor dem man Angst hat, bedeutungslos geworden. Die biblische und gottesdienstliche Erzählung sollte man aber metaphorisch deuten.
Ich glaube, dass wir ‚mit Leib und Seele‘ ganz tot sind, wenn wir sterben und, dass das im Christentum versprochene „Ewige Leben“ kein einfach gedachtes, tatsächliches Weiterleben über den Tod hinaus bedeutet.
Im Glaubensbekenntnis heißt es über Christus, er sei „hinabgestiegen in das Reich des Todes“. Das ist das Gegenteil von einem Reich des Lebens, das auch die „Königsherrschaft Gottes“ genannt wird. Im Wort „Königsherrschaft“ kommt bereits zum Ausdruck, dass es nicht örtlich gemeint ist, sondern personell und machtmäßig: im „Reich des Todes“ sind diejenigen, die vom Tod bestimmt leben, im „Reich Gottes“ alle, die sich von Gott regiert fühlen. Wenn es heißt, dass Christus „in das Reich des Todes hinabgestiegen“ ist, dann heißt das auch, dass das Leben selbst in den Tod eingegangen ist. Das bedeutet nichts anderes, als dass man in jeder Lage, auch wenn man sich noch so sehr vom Tod beherrscht fühlt, neues Leben finden kann. Es mag ‚die Hölle auf Erden‘ sein, aber es geht vorbei.
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